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Ethos

Den Begriff sowie unser Grundverständnis der Moral als Sittenlehre verdanken wir den alten Römern, allen voran dem Philosophen und Übersetzer Cicero. Der lateinische Terminus mos bezeichnet die eigentümliche Sinnesart und Seinsweise, die das Handeln grundsätzlich bestimmt – jenes Gepräge des eigenen Wesens, das der Begriff Charakter wörtlich erfasst –, wobei die Wertung des Handelns mit der Geltung eines normativen Gesetzes und der Freiheit des Willens einhergeht. Mos gab das griechische êthos insofern wieder, als dass die alte Ethik in diesem das „Prinzip der Handlung“ und in der „ethischen Tugend“ – so Aristoteles – die höchste Form der dem Menschen vorbehaltenen „Willenswahl“ schon sah. Allerdings wies das êthos von Homer bis zu den Tragikern auch eine bemerkenswert andere Bedeutung auf: die des Ortes, an dem ein Lebewesen am ehesten es selbst zu sein vermag. In diesem – durch die Ethik und a fortiori die Moral von Grund auf verdrängten – Sinne erschließt sich eine Dimension des menschlichen Daseins, bei der nicht das gesetzmäßige Wollen, sondern das Bewohnen der Wirklichkeit überhaupt sich als sinn- und wertstiftende Praxis erweist – ob als Sprache, Nähe zum Irdischen sowie zum Heiligen, Freundschaft oder Erfahrung des tragischen Exils… Dieser Kurs lädt zu einer Reise durch die Geschichte der moralischen Verdrängung dieser Dimension sowie der Freilegung des heute mehr denn je hoch brisanten Potentials des alten êthos – zwischen Wesenskern und Lebensraum.

Kurstermine 10

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    Ort / Raum
    • 1
    • Montag, 28. April 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    1 Montag 28. April 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 2
    • Montag, 05. Mai 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    2 Montag 05. Mai 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 3
    • Montag, 12. Mai 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    3 Montag 12. Mai 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 4
    • Montag, 19. Mai 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    4 Montag 19. Mai 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 5
    • Montag, 26. Mai 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    5 Montag 26. Mai 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 6
    • Montag, 02. Juni 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    6 Montag 02. Juni 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 7
    • Montag, 23. Juni 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    7 Montag 23. Juni 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 8
    • Montag, 30. Juni 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    8 Montag 30. Juni 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 9
    • Montag, 07. Juli 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    9 Montag 07. Juli 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117
    • 10
    • Montag, 14. Juli 2025
    • 18:00 – 19:30 Uhr
    • Raum 117
    10 Montag 14. Juli 2025 18:00 – 19:30 Uhr Raum 117

Ethos

Den Begriff sowie unser Grundverständnis der Moral als Sittenlehre verdanken wir den alten Römern, allen voran dem Philosophen und Übersetzer Cicero. Der lateinische Terminus mos bezeichnet die eigentümliche Sinnesart und Seinsweise, die das Handeln grundsätzlich bestimmt – jenes Gepräge des eigenen Wesens, das der Begriff Charakter wörtlich erfasst –, wobei die Wertung des Handelns mit der Geltung eines normativen Gesetzes und der Freiheit des Willens einhergeht. Mos gab das griechische êthos insofern wieder, als dass die alte Ethik in diesem das „Prinzip der Handlung“ und in der „ethischen Tugend“ – so Aristoteles – die höchste Form der dem Menschen vorbehaltenen „Willenswahl“ schon sah. Allerdings wies das êthos von Homer bis zu den Tragikern auch eine bemerkenswert andere Bedeutung auf: die des Ortes, an dem ein Lebewesen am ehesten es selbst zu sein vermag. In diesem – durch die Ethik und a fortiori die Moral von Grund auf verdrängten – Sinne erschließt sich eine Dimension des menschlichen Daseins, bei der nicht das gesetzmäßige Wollen, sondern das Bewohnen der Wirklichkeit überhaupt sich als sinn- und wertstiftende Praxis erweist – ob als Sprache, Nähe zum Irdischen sowie zum Heiligen, Freundschaft oder Erfahrung des tragischen Exils… Dieser Kurs lädt zu einer Reise durch die Geschichte der moralischen Verdrängung dieser Dimension sowie der Freilegung des heute mehr denn je hoch brisanten Potentials des alten êthos – zwischen Wesenskern und Lebensraum.
22.02.25 23:40:42